shows. stores. events. erlebnisse. –  Darum geht es in unserem neuen Magazin.  Ausgewählte Geschichten aus der aktuellen Ausgabe gibt es hier. Und zwar diese:

Lars Redlich: Vom Musical zur Soloshow

Smiley: Eine umwerfende Liebesgeschichte

Bashed Potatoes: Die geniale Bluegrassband im Porträt

Die Therapie: Regisseur Wolfgang Rumpf über den Thriller

Viel Spaß beim Lesen!

Komm, Lars krachen!

Im Gespräch
Sänger, Comedian, Musical-Darsteller und Moderator – Lars Redlich ist ein Multitalent. Am 16. März 2024 präsentiert er in der Halle 32 sein neues Programm „Ein bisschen Lars muss sein“. Im Gespräch erzählt er unter anderem, wie er den Schritt vom Musical zur Soloshow wagte und wie er neue Gags antestet.

Geht es auch am Samstag? Da sitze ich im Auto, da habe ich etwas Zeit“, schlägt Lars Redlich vor. Klar, das passt. Den Sänger, Comedian, Musical-Darsteller und Moderator zum Gespräch „on the road“ zu erwischen, ist nichts Ungewöhnliches angesichts seiner rund 100 Auftritte im Jahr. Drei Soloprogramme hat der Berliner am Start. Mit seinem neuesten, „Ein bisschen Lars muss sein“, gastiert er am 16. März 2024 in der Halle 32 und verspricht einen entertainigen Mix aus Musik und Comedy, mit pointierten Alltagsbetrachtungen und jeder Menge Seitenhieben auf die siri-lastige Handygeneration. Die Soloshows, welche Lars Redlich mal ganz alleine (so auch in Gummersbach) und mal mit kleiner Band absolviert, waren eine bewusste Entscheidung nach Jahren in der Musicalbranche. Er spielte unter anderem in Evita, Grease, Mamma Mia und übernahm in Dresden die Hauptrolle in der Rocky Horror Show. „Eigentlich“, so erinnert er sich, „war das schon ziemlich cool damals, als ich den Frank‘n‘Furter spielte.“ Gleichwohl bedeuteten die Musical-Engagements, über viele Monate an einem festen Standort zu sein, mal in Köln, mal in München. Und es bedeutete, in weltweit bekannten Stücken aufzutreten, aber eben nicht komplett das eigene Ding machen zu können. Genau das aber wollte Lars Redlich.

Nimm dich selbst nicht so ernst
 

Und so begann er schon 2014, erste eigene Programme zu schreiben, ließ sich in Chansons und im Songtexten weiterbilden und nahm sich für seine Solokarriere eines vor: „Ich nehme mich selbst nicht so ernst. Es geht nicht darum, dass ich hier der große Hero bin, lieber nehme ich mich auch mal selber auf die Schippe.“ Das kommt beim Publikum gut an, ebenso wie seine Schauspielkunst und sein Gesang, denn beides hat der gelernte Bühnendarsteller von der Pike auf gelernt. Kein Wunder, dass er auch regelmäßig für reine Moderationen engagiert wird. Aber zurück zu den Soloshows: Was ist darin eigentlich komplett durchkonzipiert und wo improvisiert Lars Redlich? Und wie findet er heraus, ob ein Gag funktioniert oder nicht? „Die Songs“, beginnt er, „sind vorab festgelegt, wobei ich auch zwei Improstücke dabei habe, die ich auf Zuruf der Zuschauer spiele. Das endet dann auch schon mal in einem kleinen Rudelsingen. Beim gesprochenen Wort gibt es einen roten Faden, aber bei den jeweiligen Storys improvisiere ich durchaus.“

Neue Gags einfach mal antesten

Bleibt die Frage nach dem Witz. Redlichs Antwort: Einfach ausprobieren. Neue Gags streut er häufig in bestehende Programme ein, achtet genau auf die Reaktion aus dem Publikum und entdeckt so schnell, was zum Selbstläufer wird und was besser wieder verschwindet. „Manchmal macht ein einziges Wort den Unterschied“, weiß der Künstler. Und er weiß, dass jedes Publikum anders reagiert, was es ihm mal leichter, mal schwerer macht. „Ich selbst habe mal in Hessen gedacht, ich trau mich gleich nicht mehr, noch einen Witz zu machen, dabei war das Feedback anschließend super. Und mein Kollege Sebastian Puffpaff hat mal nach einem Auftritt in Oldenburg ins Gästebuch geschrieben: Oldenburg, du bringst der Stille noch das Schweigen bei“, erzählt Lars Redlich lachend. Er setzt in der Halle 32, wo er bereits aufgetreten ist, auf gut aufgelegte Zuschauer, die ihre Begeisterung gerne während und nicht erst nach der Show zeigen dürfen. 

„Krass, dafür kriege ich auch noch Geld“

Auf die Frühjahrstermine blickt Redlich schon mit großer Vorfreude, weil er weiß: Jener Moment, in dem er die Bühne betritt, und jene zwei Stunden, die er dann performt, ganz gleich ob vor 50 oder 700 Menschen, in denen er sie zum Lachen bringt, sie ihren Alltag vergessen lässt – dafür macht er das. Dafür nimmt er auch die vielen Fahrten quer durch Deutschland in Kauf, mal im Auto und mal mit der Deutschen Bahn, mit der ihn oft eine Freundschaft verbindet und leider oft auch nicht. Die Auftritte sind den Reiseaufwand jedenfalls wert: „Ich verspüre durchaus Verantwortung für die Menschen, die mir zwei Stunden ihrer Zeit anvertrauen, und ich möchte, dass wir alle gemeinsam Spaß haben. Oft gehe ich nach einer Performance von der Bühne und denke: Ach krass, dafür kriege ich ja jetzt auch noch Geld. Ich kann sagen, ich habe etwas gefunden, was zu mir passt.“ 

Gut möglich also, dass Lars Redlich, dem in diesem Jahr der Thüringer Kleinkunstpreis verliehen wird, noch viele weitere Soloprogramme schreibt und performt. Vielleicht steht er auch bald wieder für eine größere Musicalproduktion auf der Bühne. Denn Reisen bedeutet für ihn nicht nur, von Auftritt zu Auftritt fahren. Er begreift sein gesamtes Künstlerleben als Reise. Mit immer wieder neuen kreativen Abenteuern. Auf der Bühne. Vor der Kamera. Und immer ganz bei sich.

Lars Redlich, 16. März, 20 Uhr, Halle. Infos und Tickets: 

Echt zum Knutschen

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Foto: Andreas Bassimir / Theatergastspiele Fürth

Smiley

Im Gespräch
Thomas Rohmer von den Theatergastspielen Fürth ist Stammgast in der Halle 32. Am 17. April 2024 bringt er einen besonderen Schatz mit: Das umwerfende Stück Smiley über die tragikomische Liebesgeschichte zwischen zwei völlig unterschiedlichen Männern.

Ganz ehrlich: Solch ein Stück habe ich noch nicht inszeniert. Umso schöner, welch großartiges Feedback wir bereits von Zuschauern wie Theatern bekommen haben“, berichtet Thomas Rohmer. Der Intendant, Darsteller und Regisseur der Theatergastspiele Fürth hat in den letzten Jahren schon so manches Stück erfolgreich auf die Bühnen des Landes gebracht, im Herbst war er noch mit der Premiere des Krimis „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“ in der Halle 32 zu Gast. Das herausragende Feedback, welches er nun auf „Smiley“ bekommt, überrascht ihn gleichwohl. 

Denn mit dem Zwei-Personen-Stück um den Szenetypen Alex und den Feingeist Bruno, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich durch Zufall kennen lernen, sich vielleicht verlieben oder auch nicht, möglicherweise zueinander passen oder eben nicht, und sich über 90 Minuten anziehen und abstoßen, ist Rohmer durchaus ein kleines Wagnis eingegangen. Ebenso wie seine Darsteller Lukas Johne und Fabian Kuhn: Denn sie erzählen die schwule Liebesgeschichte nicht nur mit Humor, sondern auch einer gewissen Freizügigkeit, Liebesszenen auf der Bühne inklusive. Und sie lassen die beiden Protagonisten immer wieder die so genannte vierte Wand durchbrechen: Mehrmals wenden sich die beiden direkt ans Publikum, kommentieren das Erlebte, erzählen von sich und ihren Gefühlen und nehmen die Zuschauer so mit auf die Irrungen und Wirrungen der Liebe. Besonders clever: Während Fabian Kuhn stets in der Rolle des Beauty-Nerds und Barkeepers Alex bleibt, schlüpft Bruno-Darsteller Lukas Johne auch in weitere Rollen, denn Bruno bleibt nicht der einzige Anwärter für eine gemeinsame Zukunft mit Alex. „Ganz gleich, ob jung oder alt, ob heterosexuell oder homosexuell, in dieser Geschichte findet sich jede und jeder wieder. Denn es geht um die seltsamen Zufälle im Leben, um das Telefon, das nicht klingelt – und um die Liebe“, erklärt Regisseur Thomas Rohmer.

Mit seinen Darstellern hat er einen Glücksgriff getan. Die beiden sorgen für ein 90-minütiges Feuerwerk aus Witz, Tempo, Tragik, Romantik, Leidenschaft und Spaß. Zum Beispiel auch dann, wenn Alex und Bruno zu einem Blind Date verabredet sind und im Vorfeld alle ihre Befürchtungen über den jeweils anderen loswerden.

Die Serie schaut sich Rohmer nicht an

Perfekt zu den Performances passen der Soundtrack des Stückes und die Kulisse, denn die Geschichte spielt in einer quietschbunten Bar, deren Look wiederum an einen Lkw angelehnt ist. „Es ist in Summe sehr mutiges, modernes Theater“, sagt Thomas Rohmer. Die Geschichte selbst wurde nach ihrer Uraufführung vor knapp über zehn Jahren nicht nur auf der Bühne zum Welterfolg: Netflix hat sie als Serie verfilmt, auch eine Spielfilmadaption gibt es mittlerweile. Erzeugt das eigentlich Druck beim Inszenieren der Bühnenfassung? „Ein gewisser Druck entsteht da durchaus, aber das ist ja bei anderen Stücken nicht anders. Wenn ich African Queen oder Sabrina inszeniert habe, gab es da vorab auch schon berühmte Filme. Trotzdem schaue ich mir neueste Serien- oder Filmadaptionen bewusst nicht an. Auch Smiley habe ich auf Netflix nicht gesehen, eben um mich nicht beeinflussen zu lassen“, unterstreicht Thomas Rohmer. 

Es ist Zeit für ein Stück über Toleranz

Gerade in politisch wie gesellschaftlich bewegten Zeiten ist es dem Intendanten und Regisseur ein besonderes Anliegen, mit Smiley ein Stück auf die Bühne zu bringen, in dem es auch um Offenheit, Respekt und Toleranz geht: „Denn auch das“, so stellt er klar, „ist die Aufgabe von Theater.“ Er freut sich sehr, dass das Team der Halle 32 diese Einstellung teilt und „Smiley“ ins Programm genommen hat. Und er hofft, dass die Reaktionen in Gummersbach genauso euphorisch ausfallen wie auf bisherigen Gastspielen seit der Premiere im Herbst.

Thomas Rohmer selbst wird in diesem Jahr übrigens noch einmal aus Fürth ins Oberbergische kommen: Zur neuen Spielzeit der Bühne 32, die traditionell im September beginnt, wird er selbst als Pfarrer Braun auf der Bühne stehen ...

Smiley, 17. April, 20 Uhr, Halle. Infos und Tickets:

Wenn sie eins werden, wird's magisch

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Foto: Mumpi Künster

Bashed Potatoes

Porträt
Die Bashed Potatoes, die ihre Blue-grass-Konzerte zu einem mitreißenden Erlebnis machen, sind auf der Bühne genauso gut eingespielt wie im Gespräch. Kein Wunder, dass das Quintett gerade auf der Erfolgswelle schwimmt. Am 12. April 2024 tritt es in der Studiobühne der Halle 32 auf.

Wer die Bashed Potatoes einmal live erlebt hat, wird schnell Fan – von der Band und der Musik. Blue- grass, jene Folkmusik mit Einflüssen aus Blues, Gospel und Country, wird gespielt auf Mandoline, Gitarre, Banjo, Violine und Bass. Sie ist oft rasend schnell, rein instrumental oder mit Gesang, mit viel Improvisation und dabei immer: einfach mitreißend. Joon Laukamp, Paul Lindenauer, Philipp Keck, Steffen Thede und Pierce Black sind Vollblut-Berufsmusiker, die alle seit Jahren ihre Leidenschaft leben. Als Weltbürger, die Weltmusik spielen. Violinist Paul Lindenauer hat Wurzeln in den USA, Bassist Pierce Black stammt aus Neuseeland. Musikalisch kommen die Musiker aus Jazz und Rock, Klassik und Barock – vielfältiger geht es also kaum.

Köln war und ist Dreh- und Angelpunkt

Eine wichtige Rolle in der Bandgeschichte spielt Köln. Zum Beispiel, weil Joon Laukamp, selbst in Gummersbach aufgewachsen, dort als Dozent Bluegrass-Kurse gegeben und darüber Multi-Instrumentalist Philipp Keck kennengelernt hat. Und, weil sich die Blue- grass-Szene regelmäßig in der Domstadt tummelt, insbesondere beim Cologne Bluegrass Bash, wo seit Jahren gemeinsam gejammt wird. Hier fanden sich die heutigen Bashed Potatoes auch. „Wir waren in Deutschland schon so was wie Pioniere“, erinnert sich Joon Laukamp, der wie weitere Bandmitglieder schon durch die USA getourt ist. Sie waren als Band kaum zusammengewachsen, da kam die Pandemie. Gemeinsames Jammen? Ja, das ging weiterhin, nur anders. „Ein bisschen haben wir uns während der Coronazeit mit der Band selber gerettet“, erinnert sich Paul Lindenauer. Denn das Quintett nutzte die schwierige Zeit ohne Liveauftritte, um sich weiter einzuspielen. 

Man traf sich zum Proben, nahm Live-Videos auf und entdeckte dabei einmal mehr die Qualitäten als Band – zumal da noch viel mehr ging als das Interpretieren von bestehenden Klassikern und Traditionals. „Wir stellten fest, dass es uns durchaus liegt, eigene Stücke zu schreiben und zu entwickeln“, erzählt Paul Lindenauer. Und das klappt am besten gemeinsam, wie Philipp Keck ergänzt: „Einer hat eine Idee, ein erstes Element, andere stimmen ein, so entsteht das erste Instrumentalstück.“

Die kreative Dynamik nimmt bei den Bashed Potatoes auch deswegen Fahrt auf, weil sie einen völlig ungezwungenen Zugang zum Thema Volksmusik haben – was gerade in Deutschland nicht so selbstverständlich erscheint. Steffen Thede nennt einen Grund dafür. Es ist ein schwerwiegender: „Leider haben die Nationalsozialisten viel traditionelle Volksmusik für sich vereinnahmt, deshalb gibt es bei uns heute diese Kultur nicht so wie etwa in den USA. Dafür gibt es nach wie vor einen starken klassischen Musiksektor sowie diese deutsche Eigenart mit E- und U-Musik. Das ist in Amerika anders.“ Thede selbst ist übrigens nicht nur mit den Bashed Potatoes drauf und dran, diese Strukturen musikalisch aufzubrechen: Mit seinem Duo-Projekt Gsus-Brothers wird er in diesem Jahr ebenfalls in der Halle 32 zu sehen sein. Am 6. September tritt er in der Studiobühne auf und widmet sich dann musikalisch dem Kulturgut deutsches Volkslied. 

Nichts geht über das Live-Erlebnis

Live spielen und die Menschen mit ihrer Musik sprichwörtlich vom Hocker reißen – das ist für die Gsus-Brothers wie für die Bashed Potatoes das Größte. Dann, wenn sie einander nicht nur ergänzen, sondern musikalisch verschmelzen. Wenn, obgleich Melodien und Harmonien klar sind, viel Raum bleibt für Improvisation und furiose Soli. Wenn sich das pure Gefühl für die Musik und die Live-Erfahrung aus vielen Jahren verbinden und zum Selbstläufer werden. Dann wird es magisch gut: „Es kann total simpel und zugleich ultravirtuos sein, das macht es fürs Publikum so spannend. Viele Songs kommen sehr leichtfüßig daher und entfachen eine enorme Energie“, beschreibt es Philipp Keck. „Wir sind manchmal selber erstaunt, wie das funktioniert, wie viel Vertrauen wir auch mittlerweile in das Können jedes Einzelnen haben.“

Es ist kein Wunder, dass sich nicht nur Menschen von Bluegrass begeistern lassen, die sonst vor allem Blues oder Country hören, sondern auch Rockfans, Metalheads und Rockabilly-Fans, weil die pure Lebensfreude, die da von der Bühne auf sie überschwappt, sie einfach mitreißt. „Die Leute haben während der zwei Stunden Show gar keine Chance sich zu langweilen“, sagt Paul Lindenauer.

Band und Publikum werden eins Der Auftritt der Bashed Potatoes am 12. April ist einer von rund 15, welche die Band zurzeit das Jahr über spielt. Vor allem auf Blue- grass-Festivals ist sie regelmäßig vertreten. „Die Szene ist familiär, auf den Festivals trifft man immer wieder gute Bekannte, da sind mittlerweile große paneuropäische Freundschaften entstanden. Alles ist sehr herzlich, sehr zugewandt – so wie die Musik eben auch“, erzählt Philipp Keck abschließend. Er hofft wie auch die anderen Bandmitglieder, dass die Zuschauer in der Studiobühne der Halle 32 beim Gig am 12. April genauso mitgehen werden wie beim letzten Auftritt am selben Ort im Jahr 2022. Denn auch davon leben die Konzerte: Dass die begnadeten Musiker auf der Bühne und ihr begeistertes Publikum während der Show eins werden.

Bashed Potatoes, 12. April, 20 Uhr, Studiobühne. Infos und Tickets: 

Wo die Spannung zu Hause ist

Porträt
Vor 24 Jahren gründete Wolfgang Rumpf das Berliner Kriminal Theater. Eine Erfolgsgeschichte, auch dank der Inszenierungen von Sebastian-Fitzek-Thrillern wie „Die Therapie“.

Als Wolfgang Rumpf vor über 24 Jahren dachte: „Mensch, da geht in Sachen Theater doch noch mehr“, da hätte er sich auch sagen können: Ach komm, noch ein paar gute Jahre, und dann Ruhestand. Immerhin hatte der Absolvent der renommierten Ernst-Busch-Schauspielschule als Darsteller und Regisseur bereits viel erreicht, war seit 1990 Direktor des Berliner Satiretheaters Die Kneifzange. Doch der Reiz, noch einmal etwas völlig Neues zu starten, war groß. „Und das Einzige, was es damals nicht gab, war ein Genretheater, in dem ausschließlich Krimis und Thriller inszeniert werden“, erinnert sich Wolfgang Rumpf. Also gründete er selber eines, gemeinsam mit seinem Namensvetter, dem Dramaturgen Wolfgang Seppelt. Was danach kam, sind mehr als zwei Jahrzehnte höchst erfolgreiche und mordsmäßig spannende Theatergeschichte. Am Stammhaus in Berlin sowie auf den vielen Tourneen bringt Rumpf Klassiker von Agatha Christie, Umberto Eco und Patricia Highsmith auf die Bühne. Und seit knapp zehn Jahren die Thriller von Sebastian Fitzek, darunter dessen Erstling „Die Therapie“, die das Kriminal Theater am 21. Februar 2024 in der Halle 32 zeigt.

Wie bringt man einen Roman von mehreren hundert Seiten eigentlich in zwei Stunden auf die Bühne? Wichtig ist schon im Vorfeld die enge Zusammenarbeit mit dem Verlag, der Fitzeks Bücher herausbringt: „Wir bekommen als Vorlage für jedes Stück eine speziell für die Bühne bearbeitete Fassung, die ich selbst dann noch einmal weiterbearbeite“, erzählt Rumpf. Gut möglich, dass er dabei Elemente hinzufügt, die in der literarischen Vorlage nicht enthalten sind, wenn sich dadurch die Spannung auf der Bühne noch einmal steigern lässt. Was sagt Sebastian Fitzek wohl dazu? „Er war bislang bei jeder Premiere anwesend und findet es gut, wenn wir neue Dinge einfügen, die das Stück voranbringen“, erzählt der Regisseur.

„Die Therapie“, in der jüngsten Serienadaption von Amazon Prime ein Mehrteiler mit mehreren Schauplätzen, ist in Rumpfs Ins- zenierung ein packendes Kammerspiel mit einigen wenigen filmischen Elementen, das in einem einzigen Raum spielt und daher umso fesselnder ist. Was nicht bedeutet, dass Rumpf immer auf Minimalismus setzt, er hat auch schon Stücke mit 15 Schauplätzen inszeniert. Das Schöne ist: Die Themen und Stücke gehen dem Berliner Kriminal Theater nie aus. „Mord und Totschlag sind seit über 20 Jahren bei uns zu Hause“, sagt Rumpf mit einem Augenzwinkern. Er selbst ist inzwischen Mitte siebzig und blickt, obgleich er noch ein paar Theaterjahre vor sich hat, mit Stolz auf sein Gesamtlebenswerk zurück, insbesondere auf das Kriminal Theater. Und das nicht nur aus kreativen Gründen: „Wir sind von den ernstzunehmenden Theatern in Deutschland eines der wenigen, die komplett ohne Subventionen auskommen. Wir tragen uns selbst.“ Unter anderem, weil Rumpf und sein Team eine gute Balance zwischen Repertoiretheater vor Ort in Berlin und dem Tourleben sowie zwischen Klassikern und modernen Stoffen halten: Agatha Christies „Die Mausefalle“ hat das Kriminal Theater bis heute unfassbare 1450 Male aufgeführt. Mit seinem Ensemble begeistert es Zuschauer jeden Alters, der Altersdurchschnitt des Publikums liegt bei knapp unter 40 Jahren. 

Apropos Alter: Wenngleich es auf der Bühne nicht ganz so brutal zugeht wie bei Fitzek in seinen Romanen, empfiehlt Wolfgang Rumpf „Die Therapie“ für Jugendliche ab 16 Jahren. Der Psychothriller geht in seiner packenden Inszenierung auch ohne Kunstblut unter die Haut – weil sich Rumpf sein Gespür für atemlose Spannung auch nach über zwei Jahrzehnten Berliner Kriminal Theater bewahrt hat.

Die Therapie, 21. Februar, 20 Uhr, Halle. Infos und Tickets: