![]() Foto links: Volker Bergmann Denis Fischer singt Leonard Cohen Konzert Sänger und Schauspieler Denis Fischer widmet sich in seinem neuen Soloprogramm den Liedern des legendären Rio Reiser und interpretiert sie am 22. März 2025 in der Halle 32 auf ganz eigene Weise. Wie er das angeht, warum seine Theatererfahrung ihm dabei hilft und wofür neben den Shows noch Zeit bleibt, verriet er im Gespräch Es gibt Musiker, die bei ihren Auftritten einer Band oder einem Solo-Act Tribut zollen. Und das so, dass sie möglichst nah ans Original heranreichen. Und es gibt Künstler wie Denis Fischer. Interpreten, die es schaffen, Lieder so zu singen und zu verkörpern, dass sie damit jene ehren, die sie einst groß gemacht haben – aber gleichzeitig sie selbst bleiben, mit ihrem eigenen Stil. So macht es Fischer, wenn er Harald Juhnke singt, eines seiner großen Vorbilder. Oder Leonard Cohen, den begnadeten Songwriter mit der sonoren Stimme. Und so gelingt es ihm bei Rio Reiser. Er bleibt Denis Fischer. Denn die Verwandlung hat der Sänger und Schauspieler nicht nötig, so charmant ist er als Gastgeber und Conférencier, so stimmlich überzeugend als Interpret. „Ich will etwas Ehrliches auf die Bühne bringen, mich nicht verstellen. Es geht darum, das Lebensgefühl zu transportieren, das die Menschen, die diese Lieder einst geschrieben und performt haben, auch spürten – und es mit dem Publikum zu teilen, das dieses Gefühl ebenfalls kennt. Oder es sogar neu entdeckt“, beschreibt er es im Gespräch. Bei Rio Reiser ändert sich dieses Gefühl von Song zu Song, wenngleich es immer irgendwie um die Liebe geht, aber pur, ehrlich und unkitschig. Es sind Lieder, die in einer Zeit entstanden, als Ton oft zu Scherben und ein Stein auch mal häufiger geworfen wurde: „Eine Zeit, in der man wirklich noch glaubte, die Welt verändern zu können. Es war wie heute nicht alles gut, aber man war eher davon überzeugt, man könne die Zukunft selbst gestalten“, erklärt Denis Fischer. Zwischen Zuversicht und Verlorenheit Der geniale Texter Rio Reiser, ganz gleich ob anfangs bei Ton Steine Scherben oder später solo, verstand es, dieses Lebensgefühl, das oft auch zwischen Zuversicht und Verlorenheit hin und her pendelte, in Worte zu fassen. So, dass sie sich entweder ganz natürlich reimten oder gar nicht, jedenfalls ohne, dass er die Verse – geschweige denn sich selbst – je verbiegen musste. Deshalb hat er nicht nur Klassiker wie „König von Deutschland“ oder „Junimond“ geschrieben, sondern auch Songs wie „Sei mein Freund“, eine Rarität, die Denis Fischer als Demo-Tonbandaufnahme entdeckte. Darin thematisierte Reiser seine Homosexualität, was für einen als Punk geltenden Typ in den früheren 1980er Jahren ein Tabu war. „Das zu dieser Zeit zu schreiben und aufzunehmen, da gehörte viel Mut zu. Aus heutiger Sicht ist der Song für mich deshalb umso bedeutsamer, deshalb musste er ins Programm“, unterstreicht Fischer. Apropos heutige Sicht: Mit der Rio-Reiser-Show hat er schon zehn Termine absolviert, zu einem kam eine Frau in seinem Alter. Sie brachte ihre Tochter mit, die nach Rio benannt wurde – und mit den Liedern, interpretiert von Fischer, auf Anhieb etwas anfangen konnte. Was deren Zeitlosigkeit noch einmal unterstreicht. Deutlich wird diese nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem begleitenden Livealbum, das Denis Fischer zur Rio-Reiser-Show veröffentlicht. Er arbeitet hierfür mit einer vierköpfigen Band zusammen, zu der auch sein langjähriger Pianist Carsten Sauer gehört. Um die Stücke zu interpretieren, zieht der 46-Jährige nicht nur als Sänger, sondern auch als Schauspieler alle Register. Bei den Burgfestspielen in Jagsthausen, wo er zuletzt in einer Musiktheater-Fassung des Komödienklassikers „Ein Käfig voller Narren“ auf der Bühne stand (was er auch im nächsten Sommer wieder machen wird), hat er auch schon den Rio Reiser gegeben. Zudem sammelte er bereits Erfahrung als Regisseur und Autor. Er schreibt nicht nur fürs Theater, sondern auch eigene Songs. In diesem Jahr erschien sein neues Album „Flying through the sea“ mit zehn selbst geschriebenen und komponierten Stücken, manche folkig, manche morbide, manche mit einem Augenzwinkern. Denn auch darum geht es Denis Fischer, ganz gleich ob bei Eigenproduktionen oder Interpretationen: Ein wenig Selbstironie, fein dosiert, darf dabei sein, ohne dass es der Kunst einen Abbruch täte. Das schafft nur, wer als Künstler bei jedem Projekt ganz bei sich ist. Denis Fischer, Samstag, 22. März 2025, Halle. Infos und Tickets: Fotos: Volker Bergmann (l.), Johann Abend |