Do | 28.11.2024 | 20:00 Uhr

Der Elefantenmensch

Martin Kuchejda bringt sein Theaterstück, das er vor mehr als 35 Jahren geschrieben hat, in neu bearbeiteter Fassung auf die Bühne – als fesselnde, zutiefst humanistische Mischung aus Theater und Puppenspiel.


Der echte Joseph Carey Merrick
 

Joseph Carey Merrick – the greatest freak of nature – „der bedauernswerte Elefantenmensch“, halb Mensch, halb Tier – hat wirklich gelebt, und zwar von 1860 bis 1890. Sein Skelett und seine wenigen Habseligkeiten werden noch heute im London Hospital aufbewahrt, das Skelett ist im Original aber nur einem Fachpublikum zugänglich. So wird er in gewisser Weise auch über seinen Tod hinaus immer noch „ausgestellt“. 

Eingesperrt in seinem mißgebildeten Körper, zur Schaus gestellt erst in schäbigen Jahrmarktsbunden und dann in den düstreren Anatomie-Theatern des viktorianischen Zeitalters, fristete er sein Leben zwischen gaffender Verachtung und wissenschaftlicher Neugier, bis er als Lieblingskind der High Society in den Londoner Salons herumgereicht wurde. 

Joseph Carey Merrick, hinter dessen ausdruckslosen Gesichtszügen niemand einen empfindsamen, gebildeten Geist vermutete, gab ein Beispiel für das Aufrechterhalten der menschlichen Würde in einer schier aussichtslosen Situation. Der Extremfall Merrick zeugt aber auch vom Beginn einer geänderten Haltung gegenüber Menschen, die aus der Norm herausfallen. Im Mittelalter hielten die Menschen Mißbildungen für göttliche Zeichen, im Bürgerlichen Zeitalter wurde nur der Erfolg ihrer Aussonderung bewundert. Merrick litt an einer chronisch fortschreitenden Krankheit. Die Ärzte seiner Zeit konnten sie beschreiben, aber nicht benennen. Die Diagnose „Elefantiasis“ schied aus, die Krankheit wurde als „Von-Recklinghausen-Krankheit“, später als Neurofibromatose diskutiert, heute geht man vom sogenannten Proteus-Syndrom aus. Das Ergebnis blieb aber immer dasselbe: ein übermäßiges unregelmäßiges Haut-, Knochen- und Fleischwachstum, was zu schwersten Missbildungen und sozialer Aussonderung führte, und das bei wachem Geist.  

Der Elefantenmensch in Kunst und Kultur 

Merrick steht für einen Durchbruch – für einen Behinderten der als Mensch akzeptiert wurde. Und sein Fall hat Ausstrahlungskraft bis heute: berühmt wurde sein Fall durch Adaptionen im Film (das Meisterwerk von David Lynch), im Theater oder Musical (mit David Bowie oder Bradley Cooper) oder in der Literatur („Die Blinden und der Elefant“). Nicht zuletzt tanzte Michael Jackson mit dem Elefantenmenschen in dem Video zu seinem Song „Leave me alone“. 

Das Theaterstück von Martin Kuchejda 

Dieses Theaterstück erlebte eine erste erfolgreiche Aufführungsserie Ende der 80er Jahre. In der Hauptrolle spielte Maximilian Osterritter, ein extrem kleinwüchsiger Mensch mit einem ganz großen Herzen, viel Witz und kraftvoller Ausstrahlung. Er ist mittlerweile verstorben. Seinen Platz nimmt jetzt der Bergisch Gladbacher Puppenspieler Gerd-Josef Pohl ein, ein Neffe von Max Osterritter. 

Unsere Fassung vom „Elefantenmenschen“ hieß ursprünglich „Ich, Joseph Carey Merrick, der Elefantenmensch“ und fußt auf Merricks Autobiographie, den Erinnerungen seines Arztes Sir Frederick Treves und dem Standardwerk von Howell und Ford. 

Es spielen: 

Merrick – Gerd-Josef Pohl
Ross/Treves - Dirk Loh  
Violetta/ Kendall/ Prinzessin Alexandra- Kathleen Wojahn     

Regie: Martin Kuchejda  

Licht/Ton: Kai-Uwe Bergmann/Magnus Grebenstein/Mano Röske  

Figurenbau: Ulrike Oeter 

Graphik: Ralf Marczinczik     


Eine Produktion von Martin Kuchejda Inszenierungen und dem Kulturbetrieb der Stadt Gummersbach AöR

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