 J.B.O. - House Of The Rising Fun Konzert
Neues Album, neue Tour und eine Spielfreude, die nie altert: J.B.O. sind zurück – und der Name ist auch beim Konzert am 7. Februar 2026 in der Halle 32 Programm. Der Spaß mit den vier Herren aus Erlangen kann also nur noch größer werden. Daran lässt Band-Mitgründer Vito C. im Gespräch, in welchem er auch auf die Anfänge blickt, keinen Zweifel.
Das Schöne an J.B.O. ist: Jede und jeder mit einem Hang zu handgemachter Rockmusik, die gerne laut und lustig daherkommen darf, hat einen J.B.O.-Moment. Oder mehrere. Das kann die Fahrt zum Junggesellenabschied nach Bayern sein, während der man mal wieder für eine Pinkelpause an der Raststätte rausfahren musste. Und als der Neunsitzer Richtung Parkbucht rollte, dröhnte aus den Boxen (und sämtlichen offenen Fenstern) das legendäre „Wir sind die Champignons im Wald ...!“
Ob die Pilze auch am 7. Februar 2026 in der Halle 32 – Achtung, Kalauer – musikalisch aus dem Bühnenboden sprießen, bleibt natürlich das Geheimnis des Quartetts aus
Erlangen. Material gibt es genug, erblickt doch vier Wochen vor der Show in Gummersbach mit „Haus of the Rising Fun“ das 15. Studioalbum in knapp 37 Bandjahren das Licht der Welt. Natürlich wieder mit Parodien auf so manchen Rockklassiker sowie komplett eigenkomponierten Stücken. Und dann wird es zwei Stunden lang um das gehen, worum es all die Jahre gegangen ist, wie Gründungsmitglied Vito C. es beschreibt:
„Um eine gute Zeit. Um eine geile Stimmung, eine Feier auf das Leben, mit einer Band, die Bock hat, die Halle zum Kochen zu bringen. Mit jedem, der kommt, mit all den Familien und ihren Kindern, die die alten Texte können. Mit Söhnen, deren Väter uns immer gehört haben und inzwischen verstorben sind. Mit all den Menschen, die schöne, lustige, wichtige Erinnerungen mit uns verbinden.“
Der erste Auftritt im Oktober 1989
Um den Spaß ging es auch schon beim allerersten Auftritt der Band, an den sich Vito C. noch bestens erinnert. Er und Hannes Holzmann, das zweite Gründungsmitglied, das noch heute mit dabei ist, hatten sich kurz zuvor kennen gelernt. Beide Zivis, beide musikverrückt, beide, mit Verlaub, Rampensäue. Also machten sie am 29. Oktober 1989 bei einem Bandcontest in ihrer Heimatstadt Erlangen mit, ohne groß zu proben. Schnell war ein Drummer gefunden, und weil so manche skurrilen Performer am Start waren, passte auch ihr Auftritt gut ins Bild: „Uns fiel immer mehr Blödsinn ein. Unser Drummer hatte ein rosafarbenes Schlagzeug, wir besorgten uns Arztkittel aus einer Klinik, die wir umnähten und pink einfärben ließen. Wir haben damals richtige Dialoge geübt, Ansagen aufgeschrieben, es war von Beginn an klar: Wir wollten eine gute Show.“
Was sie ebenfalls wollten, waren Parodien von berühmten Songs. Eine der ersten war jene auf den legendären Beasty Boys-Hit „No Sleep Till Brooklyn“, die später sogar im Erlanger Lokalradio lief. „Wir traten bei unserem Debüt an einem Sonntagnachmittag auf. Musikalisch war es ... na ja, eher diskussionswürdig, aber der Auftritt schlug Wellen. Also traten wir öfter gemeinsam auf, spielten aber auch noch eine ganze Zeit lang in eigenen Coverbands, bekamen dadurch viel Spielroutine“, erinnert sich Vito C. Dass Bandkollege Hannes Holzmann auf der School Of Audio Engineering in München eine Ausbildung zum Tontechniker machte, war für den Sound durchaus förderlich. Dass nach der ersten eigenproduzierten EP eine kleine Plattenfirma auf J.B.O. aufmerksam wurde, ebenfalls. Das Debütalbum „Explizite Lyrik“ erschien: „Wir dachten, okay, wenn wir davon 5.000 Stück verkaufen, ist das gut, wenn es 10.000 werden, ist das geil. Und dann wird das unser meistverkauftes Album mit einigen hunderttausend Exemplaren und bekommt die Goldene Schallplatte. Genauso wie der Nachfolger.“
Nach „Explizite Lyrik“ war alles anders
Explizite Lyrik war das, was man heute neudeutsch einen Gamechanger nennt. Ab Herbst 1996 spielte dann kein J.B.O-Mitglied mehr parallel in einer Coverband. „Der Erfolg ist uns ein bisschen passiert. Und wir haben geschaut, dass es uns einfach weiterhin gibt“, sagt Vito C. Das hat auch deshalb geklappt, weil J.B.O. die Sache mit dem Spaß sehr ernst nehmen. Das Management macht Vito C. mittlerweile größtenteils selbst. Mit „Reigning Phoenix Music“ hat die Band fürs neue Album eine internationale, auf Metal spezialisierte Plattenfirma gefunden, die im schwäbischen Outback sitzt. Da sind auch Bands wie U.D.O., Helloween und Danko Jones unter Vertrag. Hier haben die Erlanger jene künstlerische Freiheit, die sie sich seit Jahrzehnten nehmen, um eigene Songs zu schreiben. Oder sich – und das war, ist und bleibt ihr Markenzeichen – bekannte Songs zu eigen machen, indem sie ihnen lustige, ironische, doppeldeutige Texte verpassen.
Sepultura bewiesen Selbstironie
„Wir müssen eine Idee zum jeweiligen Stück haben. Und natürlich müssen wir vom Urheber die Genehmigung kriegen“, erklärt Vito C. Bei „Bohemian Rapsody“ hieß es beim x-ten Versuch: Bitte nicht mehr anfragen. Bei unzähligen anderen Songs hat es bekanntermaßen geklappt. Zum Beispiel auch bei „Music“ von John Miles, aus dem „Metal was my first love“ wurde. Zwar verwandelten J.B.O. das Orchester- in ein Gitarrenarrangement, insgesamt aber halten sie sich hier musikalisch wie auch bei vielen anderen Parodien recht nah am Original. Der Wiedererkennungswert macht den Reiz aus.
Nicht jede parodierte Band findet die J.B.O.-Versionen ihrer Stücke witzig, andere wiederum bewiesen Selbstironie. Zum Beispiel die brasilianische Metalband Sepultura. Deren Song „Roots Bloody Roots“ verwandelten J.B.O. in eine Parodie, mit der sie gleich auch Luciano Pavarotti aufs Korn nahmen – bei einer Live-Performance sogar im Kostüm des legendären Tenors. Ein Video davon kam in Umlauf, und Sepultura wurden ernsthaft gefragt, ob sie mit Pavarotti aufgetreten seien. „Nee, das waren wir. So kam Sepultura auf uns“, erinnert sich Vito C. „Und dann trafen wir uns auf einem Festival, probten zusammen und spielten später auf der Bühne gemeinsam drei Songs. Natürlich auch unsere „Roots Bloody Roots“-Version. Sepultura waren so was von entspannt.“
Was kann man bringen und was nicht? Dafür haben J.B.O. ein gutes Gespür. Ebenso dafür, welche ihrer Songs gut gealtert sind und heute noch genauso auf die Setlist gepackt werden können wie früher. Und ihre Mitglieder, von denen die beiden jüngeren – Bassist Ralph Bach und Drummer Wolfram Kellner – auch schon ein Vierteljahrhundert an Bord sind, wissen sehr wohl, was ihnen guttut und was nicht. Insbesondere seit Hannes Holzmann vor gut einem Jahr einen Schlaganfall erlitt, von dem er sich zum Glück schnell und gut erholt hat. 30 bis 60 Shows pro Jahr, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, das reicht. So lange, wie es Spaß macht und getreu dem Motto ihres 2014er Albums: Nur die Besten werden alt.
Foto: Huckleberryking Media GmbH
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