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Ausgabe 89 | September 2020
Halle32
 
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Lühning/Nendza: Die Besonderen

Was haben Paul Simons „Graceland“, „Blame it on the boogie“ der Jacksons und Franz Josef Degenhardts „Wölfe mitten im Mai“ gemeinsam? Erstmal nichts, weder musikalisch noch inhaltlich. Aber Inga Lühning und André Nendza spannen ihren Bogen so weit, dass all das in ihr Repertoire passt. Wer da heftige stilistische Brüche erwartet, liegt falsch: Das Duo hat all diese Songs verinnerlicht und in seinen besonderen Sound gekleidet, der so voll und klar klingt, dass man bei geschlossenen Augen unweigerlich an mehr als zwei Akteure denkt. Am 4. September gibt´s Gelegenheit, sich in der Studiobühne der Halle 32 von den beiden verzaubern zu lassen.

Und es hat tatsächlich etwas Magisches, wenn André Nendza am Bass das Fundament setzt, mit Hilfe von Loopern Muster aufeinanderschichtet und sich darüber Inga Lühnings warme und ausdrucksstarke Stimme legt. Auch sie arbeitet mit Loopern und lässt so die vielen Facetten ihrer vokalen Fähigkeiten miteinander agieren. Wer das Duo live erlebt, wird Zeuge davon, wie Stück für Stück ein Arrangement entsteht und damit bewegende musikalische Momente.

Manchmal lässt sich auch die Stille greifen, etwa wenn die beiden Ron Sexsmiths wunderbare Ballade „Secret Heart“ interpretieren: nur mit Kontrabass und Stimme, ohne dass irgendwer was vermisst. Bei Lühning/Nendza zeigt sich, welche Songs Gehalt haben, ob sie nun Michael Jackson geschrieben hat oder Degenhardt. Dessen Lieder bekommen übrigens in den Versionen dieses Duos eine moderne Anmutung und wirken fast schon wie Deutschpop mit Substanz.

Für Inga Lühning kein Problem: Als eine der profiliertesten Sängerinnen Deutschlands vereint sie seit Jahren Jazz und Pop in ihrer Kunst. Zudem hat sie mit bekannten Acts gearbeitet, hat Background gesungen bei den Fantastischen Vier und Marla Glen. Ihre Stimme veredelt Alben von Roger Cicero bis Tom Gäbel. Mit ihrem feinen Gespür für Stimmungen in den Texten zieht sie ihr Publikum regelmäßig in den Bann.

André Nendza mag man eher im Jazz verorten. Doch wie seine musikalische Partnerin gehört der Bassist zu den Grenzgängern, die sich nicht einengen lassen in dem, was sie mögen und spielen. Die Liste der Jazzgrößen, mit denen er gearbeitet hat, ist lang, darunter Leute wie Charlie Mariano und Kenny Wheeler. 2012 erhielt André Nendza den Jazz-Echo als damals höchste deutsche Auszeichnung des Genres. Es spricht alles dafür, dass es ein besonderer Abend wird mit zwei Künstlern, die es schaffen, Herzen zu erobern, ohne den Kopf zu beleidigen. 

Die Plätze in der Studiobühne sind begrenzt – schnell Tickets sichern!

Angesagt und vorverkäuflich

Der Vorverkauf läuft, zum Beispiel für folgende Highlights aus dem Programm:
Sa | 19.09. | Anne Haigis | 40 Jahre on stage: Anne Haigis zeigt sich auf ihrer „Carry on“-Tour mit einer Kollektion ihrer feinsten Songs als eine der beeindruckendsten Sängerinnen im Land. +++ Fr | 6.11. | Mandillion | „Szenen zum Turiner Grabtuch”: Auf den Spuren eines Mysteriums mit Schauspiel, Musik, Gesang und Bildprojektionen. Sowie der Frage: Was hat Leonardo da Vinci damit zu tun? +++ Sa | 14.11. | Lars Redlich | In seinem Programm „Lars, but not least" zeigt sich der sympathische Berliner Entertainer als der Thermomix unter den Kleinkünstlern: ein zweistündiger Frontalangriff auf die Lachmuskeln. +++ Karten bei AggerTicket unter 02261 3003-888, bei www.koelnticket.de (0221 2801) und allen anderen bekannten Vorverkaufsstellen

1920: Schulterschluss gegen Rechts

Er galt in friedensbewegten Zeiten als Paradebeispiel für gewaltlosen und dabei effektvollen Widerstand: der gescheiterte Kapp-Putsch von 1920. 100 Jahre sind nunmehr verstrichen, seit rechtsradikale Militärs in Deutschland gegen die demokratisch gewählte Regierung vorgingen. Der frühere Gummersbacher Stadthistoriker und Kreisarchivar Gerhard Pomykaj nimmt die Geschehnisse von damals in den Fokus: Am Donnerstag, 3. September, hält er dazu um 19:00 Uhr einen Vortrag im Raum L & C der Halle 32. 

Im ganzen Land gab es damals entschiedene Gegenwehr. Dabei stießen die Putschisten auf ungewöhnliche Koalitionen, etwa den Schulterschluss zwischen Gewerkschaftern und Unternehmern. Auch in Gummersbach überschlugen sich die Ereignisse. Arbeiter, aber auch liberales Bürgertum verteidigten die Republik gegen die Putschisten. Durch entschlossenes gemeinsames Handeln wurde ein Bürgerkrieg verhindert, die putschenden Truppen wurden zur Aufgabe gezwungen und entwaffnet.

Anhand von Dokumenten und Zeitzeugen-Berichten beschreibt Gerhard Pomykaj die brenzlige Situation 1920 in Gummersbach und zeigt, wie Demokraten verschiedener Couleur sich gegen die militante Rechte behaupteten. Leider war der Erfolg nicht nachhaltig, 1933 kam die NSDAP in Deutschland an die Macht. Welche Lehren aus diesem Kapitel der Geschichte gezogen werden können, soll im Anschluss an die historischen Berichte erörtert werden. Der Eintritt ist frei.

Da aufgrund der Corona-bedingten Vorsichtsmaßnahmen weniger Teilnehmende als üblich Eintritt erhalten, ist eine Anmeldung nötig: per Formular auf www.oberberg-ist-bunt.org oder E-Mail an info_at_oberberg-ist-bunt.org.

Ein Jahr freiwillig in der Kultur: Tessa Kruse

Jedes Jahr im August heißt es Abschied nehmen fürs Team der Halle 32 – von der Person, die im vergangenen Jahr ihr Freiwilliges Soziales Jahr Kultur (FSJ) bei uns geleistet hat. Diesmal trifft die geballte Wehmut Fiona Müller, der alle alles Gute wünschen. Jedes Jahr im September heißt es aber: Willkommen dem/der neuen FSJler/in! Es wird wieder eine Frau sein, die am 1.9. ihren Dienst in der Halle 32 antritt: Tessa Kruse aus Marienheide-Stülinghausen. Im Juni dieses Jahres hat sie am Städtischen Lindengymnasium Gummersbach ihr Abitur bestanden. An der Schule war es auch, wo sie auf die Halle aufmerksam wurde: „Voriges Jahr habe ich einen Aushang entdeckt, auf dem die FSJ-Stelle ausgeschrieben war. Ich fand das gleich interessant.“

Vor allem reizt sie die Aussicht darauf, viele neue Erfahrungen und erste Einblicke in die Berufswelt sammeln zu können. „Dazu ist die Halle 32 der perfekte Ort, denn es gibt unter normalen Umständen viele verschiedene Veranstaltungen“, sagt Tessa Kruse mit Blick auf die derzeitige Corona-Misere, „dadurch, dass ich hier schon eigene Aufgaben übernehmen darf, werde ich bereits etwas auf den Arbeitsalltag vorbereitet.“ Der könnte später im Bereich Medien liegen oder auch im Veranstaltungs-Sektor; beide Branchen findet Tessa Kruse spannend. In ihrer Freizeit findet sie Erfüllung auf hohen Rücken: „Mein Hobby ist das Reiten und ich gehe meistens drei bis vier Mal pro Woche zum Training.“ Willkommen also Tessa, auf Wiedersehen, Fiona!

Schätze aus dem Bücherschrank #1

Im Südfoyer der Halle 32 steht ein Offener Bücherschrank: Jeder kann Bücher hineinstellen oder herausnehmen. Oft verbergen sich literarische Schätze in den Regalen. Wir heben sie und stellen sie hier vor – und wer Glück hat, ergattert bei seinem nächsten Besuch ebendieses Buch für sich zu Hause.

„Der Tod ist der große Herr auf dieser Welt, und unter uns Menschen hat er viele Gehilfen.“ Das schreibt tatsächlich ein Arzt als ersten Satz in sein Buch: der weltberühmte deutsche Chirurg Ferdinand Sauerbruch, nach Professor Brinkmann aus der Schwarzwald-Klinik wohl der prominenteste deutsche Mediziner. Er aber war ein Bekämpfer des Todes. Wie er das über 50 Jahre gemacht hat, erzählt er auf 435 Seiten in seinen Memoiren. Nun gut, es ging nicht immer um Lebensbedrohliches. Einmal hatte er den aus der Nähe von Nümbrecht stammenden hohen Nazi Robert Ley, Führer der „Deutschen Arbeitsfront“, in der Charité – es ging um dessen Hämorrhoiden. Nach der OP verordnete ihm Sauerbruch für die Nacht eine Morphiumspritze, doch die war offenbar nicht mehr nötig. Denn Dr. Ley „schlief mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht. Im Bett lag eine geleerte Kognakflasche, eine zweite stand angebrochen bequem zur Hand auf dem Nachttisch.“

Weswegen Goebbels da war, wie er den Leistenbruch des berühmten Malers Max Liebermann geheilt hat und warum er einmal einen Siamkater operieren musste, erzählt Ferdinand Sauerbruch ebenfalls. Außerdem stellt sich heraus, dass er offenbar kein Freund des Röntgenapparats war: „Mit seinen Sinnen, seinen Händen und seinem Kopf muß der Arzt die Diagnose machen, nicht mit einem toten Mechanismus!“ Was dazu wohl seine Berufskollegen von heute sagen würden mit ihren ganzen Apparaten? Holen Sie sich das Buch aus dem Offenen Bücherschrank und halten Sie es einem Diagnosewütigen unter die Nase! Er wird zurückweichen vor der Autorität Sauerbruchs.

Wenn Sie sichergehen wollen, dass die in diesem Newsletter angekündigten Veranstaltungen trotz der Coronaviruskrise tatsächlich stattfinden, informieren Sie sich auf halle32.de. Dort finden Sie den jeweils aktuellen Stand der Dinge. Aufgrund des nicht vorhersehbaren Infektionsgeschehens kann es auch kurzfristig zu Änderungen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Mehr Informationen rund um die Halle 32 auf www.halle32.de.

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